Die Fighting Pirates hatten Quarterback James – genannt Jimmy – Walker bereits für die Aufstiegssaison 2019 im Blick. „Max Paatz hatte mich damals kontaktiert, aber letztendlich hat es dann zeitlich eben alles nicht so gut perfekt geklappt“, sagt der Kalifornier Walker. Auch in diesem Jahr erkundigte sich der umtriebige Pirates-Sportdirektor Paatz erneut beim renommierten US-Coach Steve Calhoun, der mit seinem Armed&Dangerous Football Camp auch schon in Elmshorn zu Gast war, ob er einen Tipp für einen passenden Pirates-Spielmacher für die kommende GFL 1-Saison habe. Calhoun empfahl den Freibeutern erneut Walker, der sich seit der Highschool unter seiner Führung fit hielt.
Die zweite Kontaktaufnahme mündete dann in einer Vertragsunterzeichnung. „Natürlich ist es schon eine schwere Entscheidung, seine Heimat zu verlassen. Aber ich habe mir auch gedacht, dass diese Möglichkeit viel zu verlockend ist, um sie zu verpassen“, so der 1,88 Meter große und 102 Kilo schwere Quarterback, der Mitte März in die Krückaustadt kommt.
Allzu blauäugig geht Walker das Deutschland-Abenteuer aber dann auch nicht an – zumindest auf sportlicher Ebene. Er ließ sich in ausführlichen Gesprächen mit Offense-Coordinator Andreas Nommensen das Pirates-Angriffssystem erläutern – und fragte fleißig nach. Auch Vater Jim sah sich auf der Plattform Hudl Spielszenen der Elmshorner an. Schließlich sind die Walkers aus Redlands (Kalifornien) eine echte Football-Familie. Jim Walker trainierte seinen Sohn schon an der dortigen Highschool. „Mit neun Jahren habe ich angefangen, Football zu spielen. Einfach, weil mein Vater der Headcoach war und ich sozusagen hineingeboren wurde, diesen Sport zu machen und zu lieben. Etwas überraschend war ich zunächst in der O-Line aktiv“, erinnert sich der mittlerweile 25 jährige Walker.
Die Robert Morris University (US-Bundesstaat Pennsylvania) verließ Walker mit Abschlüssen in Kommunikation und Englisch und einem Master-Abschluss in Erziehung. Zuletzt ließ sich Walker, der momentan in Riverside (Kalifornien) wohnt, auch noch zum Feuerwehrmann ausbilden. Seine Universität tritt in derselben College-Conference (Northeast Conference / NCAA Division I FCS) wie die St. Francis University an. Dort spielte Pirates-Runningback Khairi Dickson bis 2016, 2017 und 2018 trat Walker für seine Robert Morris Colonials an. „Gegeneinander haben sie also nie gespielt, aber KD kennt diese Uni und hat bestätigt, dass dort auf einem guten Niveau Football gespielt wird und die Jungs sportlich sehr gut ausgebildet sind“, sagt Piraten-Sportdirektor Paatz.
Zuvor war Walker 2016 als Redshirted-Transfer an der San Diego State University, 2014 und 2015 spielte er am Cerritos Junior College (ebenfalls Kalifornien). „Mit Jimmy Walker bekommen wir einen sehr erfahrenen Quarterback, was uns sehr wichtig war. Insgesamt vier Jahre war er Stammspieler und hat überall sehr gute Leistungen gezeigt“, sagt Pirates-Headcoach Jörn Maier. Walker passe sehr gut in das System. „Jimmy ist eine Top-Lösung für uns, und wir sind überzeugt, dass er uns viel Freude bereiten wird und wir dementsprechend auch mit ihm Erfolg haben werden“, so Maier.
Im März betritt Walker ein zweites Mal europäischen Boden. Im Alter von 18 Jahren war er bereits mit seiner Familie für einen Urlaub in Paris. „Ich weiß nicht viel über Deutschland, aber ich freue mich sehr darauf, vieles zu erleben“, meint Walker, der in der Saison 2018 für 1925 Yards Raumgewinn in elf Spielen durch Pässe verantwortlich war. 20 Touchdowns legte er auf. „Die Gespräche mit Jimmy waren wirklich gut. Er hat sich erstklassig präsentiert und ist genau der Quarterback, den wir für unsere Offense brauchen. Weil seine ganze Familie den Sport liebt und lebt , bringt er viel Fachwissen mit“, freut sich Offense-Coordinator Nommensen.
Walker gilt als Pocketpasser, wilde Läufe mit anschließenden Würfen oder eigener Raumgewinn mit Ball unter dem Arm zählen nicht unbedingt zu seinen Leidenschaften. „Meine persönlichen Ziele sind das Gewinnen und die Leistungssteigerung. Football ist ein Teamspiel und man braucht alle elf Jungs, damit es funktioniert. All diese Statistiken und Auszeichnungen sind ja ganz nett, weil man darüber sprechen kann und auch danach strebt, aber im Endeffekt stehst du auf dem Feld, um zu gewinnen. Und das ist es, was ich einbringen möchte“, so Walker.
Der US-Amerikaner ist bereit für den Job. Das zeigt sich auch in den kleinen Dingen: Das soziale Netzwerk Facebook hatte er zuletzt gar nicht mehr genutzt, doch um sofort in Kontakt mit seinen neuen Teamkameraden treten zu können, meldete sich Walker direkt wieder an.
Im abgelaufenen Jahr hatte Walker keine Spielpraxis, arbeitete aber dennoch intensiv an seinem Spiel und seiner Fitness, auch mit seinem Mentor Calhoun. „Er war einer der ersten, mit denen ich gearbeitet habe, um ein besserer Quarterback zu werden. Ich mag seine Football-Philosophie und die Art, wie er Spieler auf dieser Position coacht“, sagt der Spielmacher, der auch gern den Golfschläger schwingt („Ich freue mich darauf, einige Golfplätze auszuprobieren, wenn spielfrei ist.“).
Vor allem seine Familie werde er vermissen. „Aber ich freue mich auf dieses neue Abenteuer. Ich werde auch meinen Lieblingsmexikaner vermissen. Dafür kann ich aber auch neues Essen in Deutschland ausprobieren“, erklärt der Nachfolger von Quarterback Ryan Sample.