Ein Referee im Interview

Ein Referee im Interview

 Die Referees haben eine wichtige Funktion im Football (C) F.A.Manningeaux
Kevin Witt berichtet von seinen Tätigkeiten

Im American Football sind neben den Spielern weitere Akteure auf dem Feld sehr entscheidend: Die Schiedsrichter, beim American Football „Referees“ genannt. Wir haben Kevin Witt, 30, zu seinen Erfahrungen als Referee interviewt.

Seit wann bist du Schiedsrichter und wie bist du damals dazu gekommen?

Meine Lizenz habe ich im Jahr 2004 gemacht. Seitdem bin ich durchgehend als Schiedsrichter aktiv und habe über 300 Spiele der verschiedenen Ligen und Altersklassen und auf den verschiedenen Schiedsrichterpositionen gepfiffen. Ich war damals gerade als Senior bei den Flag Pirates „ausgestiegen“. Eine richtige nächste Jugendmannschaft gab es damals noch nicht. Ich habe dann irgendwann mal scherzhaft gesagt, dass ich jetzt ja Schiedsrichter werden könnte. Das hat der damals noch aktive Kollege Paul Maschke mitbekommen und ehe ich mich versah, habe ich in Kiel am Lehrgang teilgenommen und meine Lizenz gemacht.

Welche Lizenz hast du heute und wie viele gibt es im Football?

Ich bin seit November 2015 Inhaber der höchsten Lizenzstufe in Deutschland – der A-Lizenz. Insgesamt gibt es fünf Lizenzstufen. Angefangen bei der E-Lizenz, über D, C und B zur A-Lizenz. A-Lizenzler gibt es ca. 110 weitere mit mir in Deutschland.

Die Schiedsrichterarbeit machst du ja ehrenamtlich. Wie viele Leute sind sonst noch tätig in Deutschland

American Football wird in Deutschland immer beliebter. Das zeigt sich nicht nur in steigenden Mitgliederzahlen, sondern auch an den immer mehr werdenden neuen Teams. Auch bei den Schiedsrichtern werden es mehr und mehr. Für die Pirates sind in dieser Saison neben mir sieben weitere Kollegen im Einsatz. In Schleswig-Holstein sind wir in der Saison 2018 ca. 60 aktive Kollegen.

Was ist das Besondere, weshalb du schon all die Jahre pfeifst?

Zufällig dazu gekommen, ist die Schiedsrichterei inzwischen eine große Leidenschaft, die unheimlich viel Spaß macht. Die Besonderheit als Footballschiedsrichter ist, dass auch wir als Team auf dem Feld zusammenarbeiten und harmonieren müssen. Mit bis zu sieben Kollegen wird ein Footballspiel geleitet. Und diese sieben Schiedsrichter müssen auf dem Feld ähnlich gut zusammenarbeiten, wie die Spieler selbst. Dabei ist es eine besonders schöne Aufgabe als Hauptschiedsrichter eine Crew zu leiten.

American Football kommt aus den USA, dort ist der Sport ganz anders organisiert, vergleichbar mit der Deutschen Fußballbundesliga. Gibt es Unterschiede zwischen Referees in Deutschland und in Amerika?

Man kann das kaum vergleichen. In den USA hat das Ganze auch bei den Schiedsrichtern einen professionellen Hintergrund. Da stecken einige Reisekilometer und Kosten mehr hinter, als bei uns. In Deutschland wird man in der German Football League (GFL) in „seiner“ Staffel, also Nord oder Süd eingesetzt. Da sind dann schon mal weitere Wege dabei. Wenn man als Schiedsrichter in Schleswig-Holstein aktiv ist, wird man überwiegend Spiele im eigenen Bundesland leiten.

Gibt es etwas, was du in deiner Referee-Laufbahn noch erreichen willst und welche Zukunftspläne hast du?

Ein großes Ziel habe ich mir zur Saison 2016 erfüllt. Ich habe damals den Aufstieg in die GFL und damit in die erste Bundesliga geschafft. Das war im Laufe der „Karriere“ zu einem großen Wunsch geworden, den ich mir da damals erfüllen konnte. Dort habe ich seitdem ca. 30 Spiele gepfiffen, darunter zwei Viertelfinalspiele. Ein German Bowl Endspiel wäre sicherlich das Tüpfelchen auf dem i. Glücklicherweise lernt man nie aus und kann immer besser werden. Das sollte auch der Anspruch an einen Schiedsrichter sein. Darüber hinaus bin ich seit 2015 Lehrwart in Schleswig-Holstein und damit verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung. Daher sehe ich es auch als eine meine Aufgaben an junge Kollegen weiterzubringen.

Was muss jemand machen, der auch Referee werden will?

Wer Interesse hat Schiedsrichter zu werden, sollte idealerweise Zeit und Lust mitbringen Teil dieses Teams zu werden. Wer schon ein paar Kenntnisse rund um den Spielablauf hat, ist sicherlich im Vorteil, aber auch ohne große Footballerfahrungen kann man mit dem nötigen Ehrgeiz Schiedsrichter werden. Die Lehrgänge finden immer zu Jahresbeginn (Januar-März) statt. Der E-Lizenz-Lehrgang für die Einsteiger umfasst zwei Wochenenden mit viel Theorie und neuen spannenden Eindrücken. Am Ende dieses Lehrgangs steht dann noch eine schriftliche Abschlussprüfung. Mit der nötigen Punktzahl hat man es geschafft und darf aufs Feld. Danach stehen viele Spiele und jedes Jahr wieder neue Lehrgänge mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten an.

(c) Foto: F.A.Manningeaux