Football in Deutschland
Nach der Geschichte des Footballs in der letzten Ausgabe beschäftigen wir uns heute mit dem Footballs in Deutschland, der NFL Europe und der Ligastruktur in Deutschland.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs spielten viele hier stationierte Amerikaner in den Kasernen Football, zu denen nur Soldaten Zutritt hatten. Erst 1976 wurden Footballspiele durch die Intercontinental Football League in Deutschland öffentlich ausgetragen. Stadien in Berlin, Mannheim und Nürnberg dienten als Spielstätten. Das Interesse stieg an. Alexander Sperber und Wolfgang Lehneis hatten es sich 1977 zur Aufgabe gemacht, den ersten deutschen Footballverein zu gründen – die Frankfurt Löwen. Für die Sportgeschichte unseres Landes begann ein verheißungsvolles Kapitel. Die Frankfurt Löwen, durch anfänglichen Mangel an Interesse nahezu nur mit Amerikanern besetzt, bestritten ihre ersten Spiele zunächst ausschließlich gegen in der Nähe stationierten US-Militärmannschaften. Trotz erster guter Ansätze fielen die Niederlagen empfindlich hoch aus, doch der Spaß am Spiel machte ein Durchhalten möglich.
In Folge der steigenden Popularität wurden weitere Vereine in der gesamten Republik gegründet. 1979 wurde ein geregelter Spielbetrieb durch die Gründung des Verbandes American Football Bundes Deutschland, AFBD, möglich. Zum ersten Meisterschaftsspiel erschienen im August 1979 satte 4.400 Zuschauer.
Durch Missgunst, Neid und persönliche Scharmützel kam es jedoch dazu, dass der damals bestgeführte Verein, die Düsseldorfer Panther, aus dem Verband ausgeschlossen wurden. Andere Vereine solidarisierten sich mit den Panther und stiegen freiwillig aus dem Verband aus, um Anfang 1980 den Konkurrenzverband American Football Verband (AFV) zu gründen. Immer wieder wurde der Versuch gestartet, beide Verbände miteinander zu versöhnen, leider ohne Erfolg.
Einen Meilenstein der Geschichte des Footballs in Deutschland stellt sicherlich das erste Spiel einer deutschen Nationalmannschaft im eigenen Land gegen Italien in Köln dar, auch wenn dieses klar verloren wurde.
Die entscheidende Veränderung im Jahre 1982 war jedoch die Auflösung des AFBD-Verbandes, die aufgrund interner Differenzen und mangelnder Liquidität erfolgte.
Der American Football Verband Deutschland (AFVD) wurde nach Abstimmung zum Dachverband erklärt. Die Meisterschaft konnte zwischen allen Mannschaften Deutschlands ausgespielt werden. Im Laufe der Jahre stiegen die Zuschauerzahlen, was hauptsächlich an der Umorientierung vom reinen Sport zum Sportevent lag. Deutsches Spieler zeigten gute Leistungen, so dass der AFVD beschloss, die Zahl der einsetzbaren US-Amerikaner zu limitieren und deutsche Spieler zu fördern.
1983 fand der erste Vergleich zwischen einem deutschen und einem Team aus dem Ursprungsland statt. Zwei deutsche Auswahlmannschaften traten gegen das College-Team der University of Missouri an und verloren die Spiele mit hohem Rückstand. Bis Ende der 80er Jahre war die Begeisterung ungebrochen, den German Bowl 1987 verfolgten 17.000 Zuschauer.
Weitere Informationen zur Entwicklung, der NFL Europe und der Ligastruktur: www.fighting-pirates.net
Nach dem Fall der Berliner Mauer durften deutsche Football begeisterte Preseason-Spiele von NFL Teams wie den 49ers oder Giants im Berliner Olympiastadion bewundern. Zur Erweiterung der Marktpräsenz der NFL und als Werbestrategie wurden einerseits diese Spiele in Deutschland ausgetragen, ferner wurde die WLAF (World League of American Football) ins Leben gerufen. Die WLAF sollte die Sportart in Europa populärer machen und als eine Art Minor League fungieren. Durch mäßige Zuschauerzahlen der amerikanischen Teams wurde die Liga nach nur einer Saison im Jahr 1992 wieder eingestellt. Die Spiele der NFL Teams wurden bis 1994 in Deutschland fortgeführt. 1995 wurde die WLAF (ab 1998 NFL Europa) ohne amerikanische Teams neu gegründet. Als deutsche Teilnehmer gingen Frankfurt Galaxy und Rhein Fire an den Start, die zwischen 1995 und 2000 je zwei mal den Titel gewinnen konnten. 1999 kam mit Berlin Thunder ein drittes deutsches Team dazu. 2006 wurde Roger Goodell zum neuen Commissioner der NFL ernannt, was auch die NFL Europe zu spüren bekam. Durch andere Prioritäten bei der kommerziellen Ausrichtung der NFL und NFL Europe wurde der Spielbetrieb 2007 eingestellt.
In der GFL (die Umbenennung folgte erst im Jahr 1999) meldeten sich mit 189 Vereinen mehr Mannschaften als jemals zuvor für den Spielbetrieb. Die Hamburg Blue Devils wurden neben einem weiteren Team in die Liga aufgenommen, die Anzahl der Teams stieg auf zwölf. Zwischen 1995 und 2000 dominierten sowohl die Blue Devils als auch die Braunschweig Lions die Liga. Mindestens eine der beiden Mannschaften schaffte es in dem Zeitraum in den German Bowl. Die Lions konnten zudem von 1994 bis 2008 in jedem Jahr die Playoffs erreichen.
In der jüngeren Vergangenheit sind die New Yorker Lions aus Braunschweig (Umbenennung 2010) und die Schwäbisch Hall Unicorns in der GFL das Maß aller Dinge. Die Teams standen sich in den letzten 4 German Bowl gegenüber, wobei Schwäbisch Hall nur den Titel 2017 erringen konnte. Die Lions sind auch in Sachen Titel einsame Spitze, elf konnten errungen werden. Die Düsseldorf Panther und Berlin Adler können je sechs vorweisen.
Entgegen der Ligastruktur in den USA gibt es hierzulande Auf- und Abstiege, wie aus anderen Sportarten wie z.B. dem Fußball bekannt. Das letzte Team der GFL Nord/Süd trifft auf das erste Team GFL 2 Nord/Süd und spielt den Verbleib bzw. den Aufstieg aus. In der Regionalliga und darunter kommt es bei mehreren parallelen Ligen zu 2 Aufstiegsspielen pro Team.
In Deutschland gibt es sieben Spielstufen im Herrenbereich. GFL und GFL 2 werden vom AFVD organisiert. Die darunter folgenden Regionalligen, Oberligen, Verbandsligen und Aufbauligen (bisher nur in Bayern) werden hingegen durch die jeweiligen Landesverbände organisiert.
Momentan sind etwa 32.000 Spieler und 300 Vereine beim AFVD oder den Landesverbänden angemeldet.