Nach Wochen der Ungewissheit herrscht nun Klarheit. Der Erstliga-Aufsteiger Elmshorn Fighting Pirates verzichtet aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Teilnahme an einer möglichen GFL 1-Saison. Rückblick: Im Anschluss an einen längeren Austausch zwischen dem American Football Verband Deutschland (AFVD) und den Bundesligisten der 1. und 2. Liga (GFL 1 und GFL 2) hat der Verband am 15.07.2020 eine neue Bundesspielordnung (BSO) und ein aktualisiertes Lizenzstatut veröffentlicht. Diese Dokumente bilden die Grundlage, basierend auf den corona-bedingten Rahmenbedingungen, um auch 2020 generell eine Football Saison zu ermöglichen.
Grundsätzlich hatten alle Teams in der Bundesversammlung der Bundesligisten Anfang Mai den Wunsch geäußert noch in diesem Jahr Football zu spielen – sofern die Aussicht auf reguläre Bedingungen sich zeitnah abzeichnen würde. Da viele Teams aufgrund der unklaren Lage, wie ein Kollisionssport mit der Corona-Situation vereinbar sein könnte, schon frühzeitig signalisiert hatten 2020 nicht an einem Ligabetrieb teilnehmen zu wollen – oder zu können – wurde auch hier eine generelle Exit-Option in der BSO und den Lizenzstatuten verankert.
Diese nehmen die Pirates nun wahr – und verzichten somit auf ihre Premiere in der GFL 1. „Natürlich sind wir enttäuscht“, sagt Headcoach Jörn Maier. Im Vorjahr gewannen die Footballer der Elmshorn Fighting Pirates die Zweitliga-Meisterschaft und nach der erfolgreichen Relegation gegen Düsseldorf fieberten alle im Club und auch die Fans der Erstliga-Kaperfahrt im Mai 2020 entgegen. „Wir hatten einen Kader zusammengestellt, der in der GFL 1 ein gewichtiges Wörtchen hätte mitreden können. Es ist einfach schade, weil wir Elmshorn gern auf die Football-Landkarte gesetzt hätten“, so der 49-jährige Chefpirat.
Doch dann ließ die Corona-Pandemie die Ambitionen des Aufsteigers wie in einem Sturm auf und unter Deck ordentlich durchschütteln. Sofern in diesem Jahr tatsächlich noch Erstliga-Football gespielt wird, dann ohne die Pirates, bei denen auch die sechs Importspieler in ihren Heimatländern blieben.
„Die Absage war keine einfache Entscheidung, aber bei unseren Planungen hat sich schon relativ früh abgezeichnet, dass wir eher nicht teilnehmen werden. Entsprechend zählen wir zu den Teams, die sich entschlossen haben, die Exit-Option zu beantragen. Wir haben entsprechend begründete Anträge auf eine Nichtteilnahme an den Verband überstellt. Vorbehaltlich des positiven Bescheids des AFVDs, von dem unter den genannten Bedingungen auszugehen ist, werden wir 2020 nicht an einem Ligaspielbetrieb teilnehmen“, sagt Pirates-Geschäftsführerin Anißa Nowak.
Alle finanziellen Hochrechnungen haben gegen eine Teilnahme gesprochen. Seit Mitte März herrscht auf vielen Ebenen Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Auch im Sport. Der AFVD möchte weiterhin eine Saison von September bis November durchführen – egal, wie viele Teams letztendlich mitwirken möchten. Es gab in den vergangenen Monaten zahlreiche Videokonferenzen mit Vertretern aus den 32 Clubs aus GFL 1 und GFL 2. Letztendlich gab es eine Übereinkunft, eine Absage der Spielzeit nicht an Bedingungen zu knüpfen. Denn: Theoretisch müsste bei einem Verzicht unter anderem die Lizenz abgegeben werden. In der aktuellen Fassung der Verbandsstatuten aber sind die wesentlichen Punkte – straffreier Verzicht, die Lizenz bleibt erhalten, keine Begründung für die Nicht-Teilnahme – etwas überraschend nicht enthalten. Das sorgt in Football-Deutschland für große Verwunderung bis Verstimmung.
„Meiner Meinung nach ist es überhaupt nicht sinnvoll und umsetzbar, in dieser Kürze der Zeit Hochleistungssport zu betreiben. Nach wie vor gelten in den Bundesländern unterschiedliche Regelungen, was erlaubt ist und was nicht“, ärgert sich Maier. Der Großteil der Football-Vereine – dem Vernehmen nach wollen maximal eine Handvoll Teams aus beiden Ligen auf dem Feld stehen – hatte sich frühzeitig für eine Absage der GFL-Spielzeit 2020 ausgesprochen.
„Wir sollten quasi von Anfang an eine Saison vollständig basierend auf Spekulationen planen“, so Maier. Bis heute weiß niemand, ob und wie viele Zuschauer ins Krückaustadion kommen dürften. Neben Sponsoreneinnahmen finanzieren sich die Pirates jedoch größtenteils durch die Einnahmen aus Heimspielen. Das finanzielle Risiko ist einfach zu hoch und würde als riesiges Verlustgeschäft sowohl die Lizenz als auch das Fortbestehen des ersten Herren-Teams extrem gefährden.
Seit dem 26. Juni gibt es zumindest wieder so etwas wie ein Mannschaftstraining der Elmshorner unter Einhaltung der geltenden Hygienevorschriften. In Kleingruppen von bis zu zehn Spielern können die Basics trainiert werden. Aber ohne Ausrüstung und mit angezogener Abstandshandbremse ist es höchstens Football light. Mitte August sollen dann vermutlich 30 Personen in Schleswig-Holstein ohne imaginäres Maßband miteinander Sport treiben dürfen. Wenig später müssten dann alle bereit sein, den Ansprüchen eines Kollisionssports auf Erstliga-Niveau gerecht zu werden. Nach einem gerechten Wettkampf, bei dem alle Teams aus allen Bundesländer generell zumindest ähnliche Voraussetzungen und Chancen haben, sieht das tendenziell nicht aus. Normalerweise beginnt das Training unter freiem Himmel bei den Piraten Mitte März.
Die Fighting Pirates wünschen den teilnehmenden Teams an einer eventuell stattfindenden GFL- und GFL 2-Saison viel Erfolg und eine gelungene Spielzeit – ohne Verletzungen und Corona-Infektionen.