2020 und Erstliga-Football mit den Elmshorn Fighting Pirates. Diese Kombination sollte eigentlich das vorläufige Highlight in der Geschichte des Clubs werden. Erstmals wollten die Piraten ihren Beutezug in Gewässern der German Football League 1 wagen.
Doch dann durchkreuzte das Corona-Virus mit all seinen weitreichenden Folgen auch die ambitionierten Pläne des Aufsteigers. Die Saison wurde abgesagt. Zunächst reichten die Verantwortlichen Mitte November fristgerecht die Unterlagen beim Verband ein, um das Startrecht für eine GFL 1-Saison im kommenden Jahr zu wahren – doch die Lücke im Etat, bis zu 500.000 Euro finanzielle Mittel für die Spielzeit 2021 waren angedacht, konnte in schweren Zeiten, in denen ein Großteil der Unternehmen selbst Einbußen hinnehmen muss und in ungewisse Zeiten blickt, letztendlich nicht komplett geschlossen werden.
„Wir haben beschlossen, nicht in der GFL 1 anzutreten. Es ist uns in der Kürze der Zeit und unter diesen Rahmenbedingungen leider nicht gelungen, eine finanziell solide Grundlage für Erstliga-Football in Elmshorn zu schaffen. Und dann ist es einfach sinnvoller, nicht anzutreten“, sagt Headcoach Jörn Maier. Pirates-Geschäftsführer Herwig Eggerstedt, Gründer der Tierbedarfskette Das Futterhaus, wollte sich in verantwortlicher Position keinen spekulativen Finanzgeschäften durch das Fernglas hingeben: „Es war einfach zu gefährlich. Wir haben zwar viele neue Sponsoren gewinnen können, aber es haben noch mindestens 150.000 Euro im Etat gefehlt. Eine Verlängerung der Frist über das Jahresende hinaus war nicht möglich.“ Also wird zum 31. Dezember abgemeldet, um keine fünfstellige Vertragsstrafe zu kassieren.
Aus Piraten-Sicht ist es kein besonders schönes Bild, aber es drängt sich eben auf: Auf dem Schiffsmast der Freibeuter ist die weiße Fahne gehisst worden. Der Club kapituliert – vorerst. Niemand kann sagen, ob es in der Zukunft einen erneuten Versuch Richtung GFL 1-Football geben wird. Die finale Entscheidung zum Verzicht trafen neben Maier und Eggerstedt auch die Pirates-Vorstände Sylvia Nowak und Hauke Seger. Mannschaft und Coaches erhielten am vergangenen Dienstag die schlechte Nachricht, die naturgemäß für Bedauern sorgte.
Das Recht, in der GFL 1 aufzulaufen, verfällt somit. Nach Hildesheim ist es bereits das zweite Team der Nordstaffel, das die Segel streicht. Die Ankündigung, dass es künftig ein Hamburger Team in einer ebenfalls noch neu zu gründenden europäischen Football-Liga geben soll, sorgte zudem für Herausforderungen beim Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft. „Natürlich ist es extrem schade, dass wir nicht die Früchte unserer jahrelangen Arbeit ernten können. Es ist allerdings zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll, die Reißleine zu ziehen. Zumal wir auch eine Verantwortung gegenüber dem Hauptverein Elmshorner MTV haben“, sagt Maier.
Bei aller Emotionalität müsse die Vernunft höher bewertet werden: „Um in der GFL 1 nicht als Kanonenfutter zu enden, braucht man für eine schlagkräftige Mannschaft eben auch Geld. Das finanzielle Risiko in diesen schwierigen Zeiten war einfach zu hoch.“ Jetzt das Pokerspiel weiterzuführen, um am Ende – sofern 2021 Football möglich ist – doch nicht in Deutschlands höchster Spielklasse antreten zu können, wäre nicht nur der Reputation schädlich.
Das erste Herren-Team der Pirates löst sich damit auf, die Fighting Pirates II wollten eigentlich 2020 in See stechen, werden nun 2021 ihre Kaperfahrt in der Landesliga haben. Pirates-Captain Maier, der 1991 zu den Gründungsmitgliedern gehörte und zuletzt noch einmal sieben Jahre im Club war, geht ebenfalls von Bord. „Nach davon sechs Jahren als Headcoach endet nun auch meine Zeit hier bei den Pirates“, sagt der 49-Jährige, der die sportlich erfolgreichste Zeit der Elmshorner Footballer mitprägte und 2021 wohl eine Football-Pause einlegt.
„Natürlich ist da jetzt auch Wehmut dabei, klar. Wir hatten das Ziel, in die 1. Liga aufzusteigen. Und das Ziel haben wir auch erreicht. Dann kam Corona und hat verhindert, dass wir eine mutmaßlich ebenfalls gute Saison 2020 spielen, die möglicherweise sogar mit einer Teilnahme an den Play-offs geendet wäre“, so Maier. Aber das wäre eben auch reine Spekulation – wie so vieles in der jüngeren Vergangenheit und näheren Zukunft.